Traditionelle chinesische Medizin

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist Jahrtausende alt und tief im Daoismus, einer chinesischen Weisheitslehre und Weltanschauung, verwurzelt. Sie gründet auf Konzepten voller Natürlichkeit, Lebensfreude, Menschlichkeit, Weisheit und Poesie. Der individuelle Mensch und seine Lebensumstände stehen im Mittelpunkt – nicht seine Krankheit. Nach diesem Verständnis ist das, was einen Menschen gesund erhält oder erkranken lässt, weit mehr als nur sein Körper. Jeder von uns vereint untrennbar Körper, Geist und Seele, welche in einem fein ausbalancierten Verhältnis interagieren. Wenn schädliche Einflüsse von innen oder außen nicht positiv ausgeglichen werden können - erkrankt der ganze Mensch, nicht nur irgendein einzelnes Organ. So die Lehre der TCM. Die individuelle Lebensenergie des Menschen, auch Qi genannt, gilt es in der traditionellen chinesischen Medizin zu harmonisieren, zu stärken, zu erhalten bzw. wiederherzustellen.

Die Diagnose:

Wie diagnostiziert ein Therapeut der chinesischen Medizin, was seinen Patienten Beschwerden bereitet? In einer zugewandten, den ganzen Menschen einbeziehenden Anamnese und je nach Beschwerden mit Hilfe traditioneller Untersuchungsmethoden wie z.B. der Puls- oder Zungendiagnostik oder auch über Untersuchung der Füße.

Die Therapie:

Da Energie fließt, denkt man in der chinesischen Medizin nicht punktuell, sondern in Prozessen und Zyklen. So versteht sich, dass für eine Nachhaltigkeit meist mehrere Behandlungen sinnvoll sind, welche aufeinander aufbauen und im Verlauf unterschiedliche Impulse erfordern. Die Wahl der Therapiemethoden, die Anzahl der Behandlungen und z.B. der jeweiligen Akupunkturpunkte hängen von vielen individuellen Faktoren ab. Je differenzierter sie auf den ganzen, individuellen Menschen abgestimmt sind, desto besser und nachhaltiger ist ihre Wirkung.

Damit hat die westliche evidenzbasierte Medizin so ihre Schwierigkeiten. Das ist nicht in Einklang mit deren Vorstellungen der Pathogenese zu bringen.

den Weg des Qi frei machen, seinen Fluss harmonisieren, Yin und Yang in Einklang bringen:

Durch das Setzen dünner Nadeln kann der Fluss des Qi therapeutisch oftmals stimulieren, stärken und harmonisieren werden, so die Lehre.

Über 361 Einlasspunkte (shu-xue) auf den oberflächlich verlaufenden Meridianen können wir durch deren Akupunktur, Akupressur oder Moxibustion (punktuelle Wärmeanwendung) direkt lokale, aber auch entfernte oder tiefer gelegene Meridiane, Körperbereiche, Organe und Organsysteme erreichen. Über die Akupunktur/ Akupressur/ Moxibustion können wir sie therapeutisch stimulieren, harmonisieren und aus chinesischer Sicht pathologische Einflüsse (Wind, Hitze, Kälte, Feuchtigkeit, Trockenheit) neutralisieren, ausleiten oder umwandeln.

Das hat relativ wenig mit den pathophysiologischen Erkenntnissen der westlichen Schulmedizin zu tun, ist aber ein seit Jahrtausenden geübtes und weiterentwickeltes schlüssiges Konzept fernöstlicher Medizin mit Erfolgen die schließlich zur Anerkennung der Akupunktur an sich durch die WHO geführt haben.

Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass der Akupressur die förmliche Anerkennung durch die WHO nicht erteilt wurde, ohne dass es dazu eine Begründung gibt. Wahrscheinlich ist jedoch, dass es im Gegensatz zur TCM-Akupunktur zur Akupressur praktisch keine klinischen Studien gibt.

Die westliche evidenzbasierte Medizin, landläufig Schulmedizin genannt, hat die Akupunktur bisher nicht in ihren Behandlungskanon aufgenommen. Das liegt aber vor allem daran, dass die Vorstellungen zur Entwicklung von Krankheitsbildern so sehr voneinander abweichen. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat als supranationale Behörde dagegen die klassische TCM Akupunktur mit zahlreichen Anwendungsgebieten anerkannt.

Einen besonderen Anwendungsbereich stellt die schwangerschaftsbegleitende Akupunktur dar. Es gibt kaum eine innigere Verbundenheit zwischen zwei Menschen als die schwangere Mutter mit ihrem ungeborenen Baby. Geht es der Mutter gut, wirkt sich das unmittelbar auf ihr Baby aus.

Auch in Deutschland setzen Hebammen nach ärztlicher Verordnung gerne Akupunktur für die direkte Geburtsvorbereitung zur Erleichterung der Entbindung ein, meist ab der 36. SSW.

Im Unterschied dazu beginnt die schwangerschaftsbegleitende, ebenfalls delegierte Akupunktur, wie der Name schon sagt, früher. Sie kann über die gesamte Dauer der Schwangerschaft angewendet werden, von der ersten Woche bis hin zur Entbindung. Durch eine gezielte Akupunktur in der Schwangerschaft, können Mutter und Kind, wie berichtet wird, gestärkt werden. Unangenehme Begleiterscheinungen in der Schwangerschaft wie z.B. Übelkeit, Ödeme, Rückenschmerzen oder Erschöpfungszuständen können nach den Beobachtungen erfahrener Akupunkteure gelindert werden. Ebenso auch als stärkende Vorbereitung auf die Geburt eingesetzt werden.

So kann die schwangerschaftsbegleitende Akupunktur eine wunderbare Ergänzung zur Unterstützung der Hebammenarbeit sein und auch schon viel früher eingesetzt werden.